Eigentlich wollte ich auch nach letztem Wochenende schon was schreiben, hat aber irgendwie nicht so geklappt...
Also, letztes Wochenende hatten wir ASF-Seminar in Kraków, und zwar wie gesagt nicht in Piekary sondern im Hostel der Fundacja direkt am Rynek (= Marktplatz), also mitten in Krakaus wunderwunderschöner Altstadt mit 2354784 wunderwunderschönen Cafés, der allerallerbesten heißen Puddingschokolade und vielenvielen tollen Kneipen!
Das Programm war ganz nett und auch keineswegs tagesfüllend, den ersten Abend hatten wir frei und waren in einer netten Kneipe und dann Tanzen, Samstag haben wir erst gebannt einem Vortrag über deutschpolnische Stereotypen gelauscht (ich vielleicht aufgrund von nur 1 Stunde Schlaf nicht ganz so gebannt...) und dann ein bisschen von unseren Projekten, Erfahrungen und eventuellen Problemen geredet, dann hatten wir wieder frei, dann haben wir kurz über das nächste Seminar gesprochen und am Sonntag noch den "Fluss unseres Lebens" gezeichnet - seehr meditativ, ich denke, ich weiß jetzt sehr viel mehr über mich und mein seelisches Ich :D
Ansonsten haben wir viiiel viiiel Zeit in den tollsten Cafés der Welt verbracht, zwischen Programm und Mittagessen, zwischen Mittagessen und Programm und abends nach dem Essen zum Biertrinken :D
Zum Essen: Wir hatten ja hier in Warschau schon überlegt, dass wir ganz ganz bestimmt immer nach Piekary zum Kartoffelbrei-Essen gekarrt werden; wir haben die schrecklichsten Horror-Szenarien entworfen.. Und was passiert??
In dem Hostel gibt es nur Frühstück und Abendessen, also hat ASF das Mittagessen tatsächlich aus Piekary liefern lassen... Man soll halt doch nicht den Tag vor dem Abend loben...
Aber in einem schönen Raum mit ordentlichem Geschirr und Licht in netter Atmosphäre war das Essen gar nicht mehr so schlecht und die Suppe sogar richtig lecker!
Aber auf jeden Fall war das Seminar toll, es war super, die ganzen anderen Polenfreiwilligen wiederzusehen und zu hören, was die denn so treiben!
Außerdem sind wir in den Genuss des grandiosen Łódź-Werbefilmes gekommen!
Dieser ist in der Tat ein grandioses Meisterwerk, das es gekonnt schafft, nur die hübschen Ecken der Stadt zu zeigen (und davon gibt es ja weiß Gott nicht so viele...) und weder leerstehende Fabriken noch bröckelnde Fassaden zu demonstrieren!
Wir sind also alle sehr beeindruckt und wissen jetzt, warum die Filmhochschule in Łódź so einen guten Ruf hat :D
Außerdem haben wir da fleißig unsere Urlaube geplant, nächstes Wochenende besuche ich Lucyna in Lublin, mitte April will ich Sabine und Isabelle in Gdańsk besuchen und Ende April planen Alex, Jacob und ich, in die Ukraine zu fahren und uns Lviv, Odessa und Kiev anzugucken (Alex will auch noch nach Simferopol, das wär cool, aber ich weiß nicht, ob ich das mit meinen Urlaubstagen geregelt bekomm... mal sehn!)
Und dann Ende Juni / Anfang Juli fahr ich mit Sabine über Vilnius nach St. Petersburg und wir gucken uns die Weißen Nächte an - das wird ein Spaß! - und fahren dann über Kaunas wieder zurück hierher! Juhuu!
Außerdem will ich ja wenn Papa mit seinen Schülern kommt noch nach Kraków fahren und dann hab ich in der nächsten Zeit noch 2 Seminare... einmal EVS midterm-training in Torun, da weiß noch keiner, wann, irgendwann im März schätze ich, und das nächste ASF-Seminar im Mai, irgendwo in den Bergen südöstlich von Kraków... Die arme Jüdische Gemeinde, ich bin nur unterwegs! Aber dafür hab ich mit all diesen Plänen auch schon 20 meiner 24 Urlaubstage verplant! So schnell geht das...
Und als wir zurück in Warszawa ankamen, wurden Jonas, Alex und ich gleich wunderbar empfangen - wir kamen aus der Unterführung des Bahnhofs zur Tramhaltestelle und just in diesem Augenblick startete ein ziemlich beeindruckendes Feuerwerk am Kulturpalast!

Natürlich nur für uns - und alle, die am Wielkiej Orkiestry Świątecznej
Pomocy mitgemacht haben - einer riiieesen Spendenaktion in Polen, dieses Jahr für kranke Kinder. Aber schön wars trotzdem, und man wird ja noch träumen dürfen :D
So, jetzt zu diesem Wochenede:
Wir waren...
Schlittschuhlaufen!
Vor dem Kulturpalast gibt es eine kleine Eisbahn, die Atmosphäre muss fast die selbe sein wie vorm Rockefeller Center in New York!
Naja, also, was soll ich sagen... Alex, Vera, Judith und ich waren da, es war auch lustig, das Eis war so furchig wie ein Waschbrett und ich kann ja eh nicht Schlittschuh laufen, aber ich hab mich redlich bemüht :D
Mein Adrenalinspiegel hat zwar diverse Schübe erhalten, aber ich bin nicht hingefallen!!
Dafür hab ich die größte Blase meines Lebens bekommen... Sowas hab ich überhaupt noch nie gesehen! Gott sei Dank so seitlich am Fuß, wo nur doofe Schlittschuhe reiben, normale Schuhe aber nicht... Jippie : )
Fotos von diesem ganzen Spaß hier:
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Schlittschuhlaufen vorm Kulturpalast |
Und dann kam Samstag Abend... Das Leningrad Konzert!!
Darauf hab ich mich schon die ganze Woche gefreut, russische Flüche und "Skacore" (offizielle Bezeichnung... ich kann damit ja so recht nix anfangen, aber die Musik ist toll :D ) vom Feinsten!
Leider hatte ich anfangs niemanden, der mit mir hingehen wollte, auch weil die Tickets nicht ganz billig sind...
In meiner Verzweiflung habe ich dann auf grono.net, quasi dem polnischen Studi- & MeinVZ einen Eintrag hinterlassen, dass ich arm und verlassen bin und ob nicht jemand sich meiner erbarmen und mich mitnehmen kann... Ich hatte nicht gerade viel Hoffnung, dass das funktioniert, aber ich dachte, probieren kann mans ja mal!
Und was ist passiert?
Ich hatte auf einmal jeeede Menge Leute zur Auswahl, die meinten, ich könnte mit ihnen und ihren Freunden gehen!
Im Endeffekt war ich mit zwei sehr netten Mädels und noch ein paar Freunden von der einen da, das war echt lustig und ich kenn gleich ein paar neue Leute... :D
UND! al dieses Verabrede und Treffpunktuasgemache und auch die Unterhaltungen an dem Abend habe ich (fast) komplett auf polnisch gemeistert, ich bin jetzt ziemlich stolz! Hihi!
Naja, das Konzert:
Eine polnische Internetseite beschreibt die Musik von Leningrad so: od rocka po reggae, ska, swing i punk.
Erklärt sich glaube ich von selbst :D
Die Band besteht aus 11 oder 12 Leuten mit einer Menge Blasinstrumenten und sage und schreibe einem weiblichen Mitglied in einem sehr knappen Kleidchen.
Außerdem ist Leningrad dafür bekannt, außgesprochen vulgär zu sein, quasi die ganze Zeit in den Liedtexten zu fluchen (russischer „Mat“, Definition Wikipedia: Mat (russisch Mат, Mатерщи́на oder Mа́терный язы́к/ Materschtschina oder Materny jasyk) bezeichnet eine derbe russische Vulgärsprache. Die Besonderheit dieser russischen Vulgärsprache im Vergleich zu anderen slawischen Sprachen, in welchen auf die gleichen oder sehr ähnliche Wörter zurückgegriffen wird, besteht lediglich in der starken Tabuisierung. Ausländer sollten Mat-Ausdrücke nicht verwenden, da sie Wirkung und Folgen nur schwer einschätzen können.)und vor allem von Vodka und Frauen zu singen, und auch auf der Bühne ständig zu rauchen, mal die Vodkaflasche an die Lippen zu führen und sowieso schon bei Konzertbeginn betrunken zu sein.
Also quasi das sehr überzeichnete Bild des Lebens in Russland. Als Satire? Als Kritik? Oder einfach aus Spaß? Wer weiß das schon - vielleicht ein bisschen von allem : )
Trotz allem (oder gerade deswegen?) ist die Band in Russland seeehr sehr erfolgreich, obwohl dort eigentlich gerade die Zeit der Popsternchen und Casting-Stars angebrochen ist (ich hab gelesen, dass jeder, der Geld hat, versucht, seine Tochter/Frau/Freundin irgendwo im Showbusiness groß rauszubringen).
Und in das Bild passt Leningrad nun mal gar nicht...
Der Moskauer Bürgermeister Jurij Łużkow mag Leningrad nicht besonders und hat ein Auftrittsverbot für Moskau verhängt - was aber nicht so viel gebracht hat, die Band tritt dort trotzdem auf und die Menschen kommen trotzdem in Scharen zu den Konzerten : )
Das Konzert hier in Warszawa war klasse, ich glaube, das letzte Konzert in Polen oder das letzte überhaupt, ich habs nicht so ganz verstanden... aber die Stimmung war fantastisch, die Leute haben getanzt und gefeiert!
Und dann war da noch das "Maskottchen" von Leningrad, Staś Barecki, der auch bezeichnet wird als "160 kg zabawy", zu deutsch 160kg Vergnügen.
Warum?
Darum:

Das Klischee des russischen Zuhälters schlechthin, der gute Mann ist auf der Bühne herumgewatschelt und hat nichts anderes getan als zu rauchen, Vodka zu trinken, sich in den Schritt zu greifen und mit dem Kopf zu wedeln und immer mit den Händen vor seinem Körper umherzuwedeln - was bei seinem Bauchumfang gar nicht so einfach war!!
Jedenfalls ein eeecht harter Kerl, der zwischendurch auch einfach mal seine Zigarette ganz in den Mund genommen hat, um ein bisschen darauf rumzukauen und sie dann auszuspucken!
Welche Frau träumt nachts nicht davon?
Mehr Fotos von der Band und dem Konzert gibts hier:
http://www.rockmetal.pl/galeria/leningrad-warszawa.09.html
Und ein Video, indem man das "Maskottchen" in Aktion bewundern kann bei Youtube:
Ein großer Spaß jedenfalls, es war sein Geld auf jeden Fall wert!
Die Band hat auch ziemlich lange gespielt, dann wurden Gitarren zerschmettert und Blasinstrumente in die Menge geworfen und noch eine ganze Weile nach dem Abgang der Band konnte man deutlich die "LENINGRAD! LENINGRAD! LENINGRAD!"-Rufe der Menge vernehmen!
(Ach ja, gebt mal bei Google "Warszawa" und "Leningrad" ein, das hab ich gemacht, um Infos über das Konzert zu finden... Was kommt bei Google? [jetzt irgendwie nicht mehr, aber als ich gesucht hab 100%!] - Die Reiseverbindung zwischen Warschau und Sankt Petersburg! Für alle, die die Namensänderung verpasst haben... :D )
Im "Park Szczesliwicki" bei euch um die Ecke kannst du auch Ski fahren.
AntwortenLöschenVll. liegts dir besser als Schlittschuhlaufen ;)
Schlittschuhlaufen liegt mir total, ich kanns nur nicht - Ski fahren find ich dazu noch doof! :D
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